Sonntag, 8. Juli 2007

Kleine Einführung in die Marterie

B.A.R.F. – oder: „Wie baue ich eine Maus?“

Der Begriff BARF stand ursprünglich für „Born Again Raw Feeders“ (Neugeborene Rohfütterung) oder „Bones And Raw Foods“ (Knochen Und Rohes Futter) und wurde zunächst für die Rohfleischfütterung bei Hunden benutzt. Heute hat man ihm die Bedeutung „Biologisches Artgerechtes Rohes Futter“ gegeben und seine Bedeutung hat sich auch auf die Fütterung von Rohfleisch an die Katze ausgedehnt. „Biologisch Artgerecht“… Allein das hört sich doch schon sehr gesund an, vor allem da vielen Tierhaltern mittlerweile bekannt ist, dass Fertigfutter mehr schlecht als recht für unsere Vierbeiner ist. Aber was genau bedeutet barfen? Was braucht meine Katze, um gesund zu bleiben? Was muss ich wissen, um ihr ein langes und vitales Leben zu ermöglichen?

Prinzipiell gibt es zwei Arten der Rohfütterung: Die eine verwendet ausschließlich natürliche Bestandteile nach dem Prinzip, natürliche Beutetiere unserer Haustiger nachzuahmen, die andere benötigt chemische Zusätze, die dem Fleisch beigemengt werden. Sicher lassen sich diese zwei Grundzüge vermischen, doch letztendlich liegt dies bei den Vorlieben des Dosis, der sich ja nun bald nicht mehr Dosi nennen muss.

Die Leitfrage ist, wie man ein Beutetier gewissermaßen nachbauen kann. Dazu sollte man zunächst einmal alle Komponenten eines solchen Beutetieres bewusst erfassen. Als Beispiel gelte die Maus: Sie besteht zu einem großen Teil aus Muskelfleisch, welches die Katze mit Proteinen versorgt. Taurin erhält die sie über die Innereien, vor allem das Herz ist sehr taurinreich. Die Knochen sind wichtige Lieferanten von Calcium und Spurenelementen. Vitamine, Wasser und Salz nimmt die Katze mit dem Blut des Nagers auf, die Haut versorgt sie mit Fett und Fettsäuren zum Omegaausgleich. Selbst das Fell und der Mageninhalt des Beutetiers finden Verwendung, da sie Ballaststoffe enthalten.

Fleisch, Knochen und Innereien auf den Tisch zu bringen ist keine große Herausforderung, woher jedoch den Mageninhalt, das Blut und vor allem das Fell nehmen? Omas alten Fellmantel zerschnippeln und unters Futter mischen? Wohl kaum.

Das Blut lässt sich noch vergleichsweise nahe liegend erklären: Vitamine können durch Vitaminpräparate verabreicht werden, Wasser bleibt Wasser und als Salz sind vor allem Meersalz und Kristallsalz geeignet.

Die Haut bastelt man am besten aus Fisch oder Lachsöl (steht am besten 2x die Woche auf dem Speiseplan) für die Fettsäuren und Butter, Gänse- oder Schweineschmalz oder aber pflanzliche Öle für das Fettgewebe. Kommen wir zum Mageninhalt: Wenn man sich überlegt, was eine Maus so verspeist, fällt einem spontan Obst und Gemüse ein. Den Verdauungsvorgang imitiert man durch pürieren oder raspeln. Nun noch das letzte Geheimnis: Das Fell. Ganz nahe liegend ist es nicht, doch lassen sich die wichtigsten Ballaststoffe in Getreide finden.

Die natürlichste Methode

Zunächst möchte ich näher auf die erste Variante der Rohfleischfütterung eingehen, die sicherlich die naturnähere Ernährung ist, dafür jedoch auch etwas umständlicher. Erlaubt ist alles, was der Katze nicht schadet und ihr schmeckt. Natürlich sind Fleisch oder Fisch der Hauptbestandteil einer Katzengerechten Mahlzeit, jedoch auch Obst, Gemüse, Öle, Getreide, Kräuter, Eier, Schafs- oder Ziegenmilch, selbst Honig sind willkommene Ergänzungen:

Obst: Bis auf die für Katzen schädliche Avocado ist jegliches Obst geeignet, solange die Katze den Geschmack mag, was nicht bei jedem Taschentiger der Fall ist. Kerne sollten jedoch entfernt werden.

Gemüse: Auf Kohl und Nachtschattengewächse sollte möglichst verzichtet werden. Auch Keimlinge und Sprossen sind gut geeignet.

Öle: Bitte kaltgepresst, können auch von Nüssen ersetzt werden.

Getreide: Man sollte Vollkorngetreide oder deren Flocken oder Schrot benutzen, da hier noch alle Nährstoffe vorhanden sind. Wichtig ist, es gut einzuweichen, dazu ist sowohl Wasser als auch Buttermilch oder Gewürzfreie Hühnerbrühe zu empfehlen. Wenn man sich mit den Wirkungen der verschiedenen Getreidesorten auseinandersetzt, kann man viele heilende Eigenschaften gezielt anwenden.

Kräuter: Auch hier lassen sich heilende Funktionen ausnutzen. Zudem sind sie wertvolle Lieferanten von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Auch in der Natur nimmt die Katze Kräuter auf, zum einen über den Mageninhalt der Beutetiere, zum anderen pur.

Weiteres: frische Eier sind eine willkommene Abwechslung, während eine Messerspitze pulverisierte ungekochte Eierschale im Futter für Calcium sorgt. Milch ist ebenfalls ein natürlicher Futterbestandteil, da es auch vorkommt, dass die Katze ein stillendes Beutetier erwischt. Jedoch sollte man sich auf Laktosereduzierte Milch oder Schafs- bzw. Ziegenmilch beschränken. Beim Honig sollte man darauf achten, dass er naturbelassen ist. Er kann in Maßen zur Stärkung des Tieres beitragen.

Pflanzliche Komponenten wie Obst, Gemüse und Kräuter sollten geraspelt oder püriert da die Katze sie so besser verwerten kann.

Eine erwachsene Katze sollte eine ihrem Gewicht angepasste Futtermenge erhalten:

( [Gewicht in Gramm] / 100 ) x 2 = [Tagesfuttermenge in Gramm]

Diese sollte zu 85% aus Fleisch, zu 10% aus pflanzlicher Kost und zu 5% aus Getreide bestehen, wobei das Fleisch nochmals aufgeteilt wird in 2/3 Muskelfleisch und 1/3 Innereien (davon 1/3 Herz).

Für weitere Informationen und Rezepte ist das Buch „Katzen naturnah ernähren – Frischfütterung leicht gemacht“ von Angela Münchberg sehr zu empfehlen.

Rohfleischfütterung mit chemischen Zutaten

Die zweite Methode der Rohfleischfütterung besteht darin, dem frischen Fleisch die benötigten Zusätze größtenteils in pulverisierter Form beizumengen. Unter anderem findet man diese bei auf das barfen spezialisierten Online-Händlern. Die wichtigsten Komponenten sind Taurin, Calcium und Salz, dazu Nudeln oder Reis und Gemüse. Neben den genannten Zutaten gibt es eine lange Liste weiterer Zusätze, die nach Belieben variiert werden können, z. B. verschiedene Vitamine, Mineralien oder Gemüseflocken, ebenso jedoch auch Getreide und Öle.

Vom Taurin sollten 300 bis 500mg am Tag pro Tier verabreicht werden, zuviel Taurin könnte Durchfall verursachen ein Taurinmangel hingegen kann Spätschäden wie Blindheit bewirken.

Bei Calciumpräparaten empfiehlt es sich, diese gelegentlich zu welchseln. Am gängigsten sind Calcium Citrat und Calcium Carbonat. Für nierenkranke Tiere ist das Calcium Carbonat besser verträglich als das Citrat. Auf 100g knochenloses Fleisch sollten 0,5g Carbonat oder Citrat kommen.

Vom Salz sollten 5g zu 100g Fleisch gegeben werden. Enthält das Fleisch Knochen, ist die Zugabe auf die Hälfte zu reduzieren. Hier hat man die Wahl zwischen Kristall- und Meersalz wobei auch hier empfohlen wird, gelegentlich abzuwechseln.

Ernährungsrechner im Internet können die Zusammensetzung der Zutaten erleichtern.

Beutetiere

Ebenfalls möglich ist es, statt eine Maus nachzubauen, ebendiese direkt zu verfüttern. Beutetiere, dazu gehören auch Eintagsküken, sind im Tierfachhandel oder im Internet zu haben und benötigen keine weiteren Zusätze. Allerdings ist es vielleicht nicht jedermanns Sache, neben dem Käse im Kühlschrank Mäuse oder Küken vorzufinden.

Ein neuer Speiseplan

Die Umstellung vom Industriell gefertigten zum hausgemachten Futter sollte schrittweise und zwanglos erfolgen. Solange weniger als 20% Frischfleisch verfüttert werden, sind weitere Zusätze nicht nötig. Doch nicht jede Katze macht den Wechsel einfach so mit. Es gibt natürliche Lockstoffe wie Dorschspäne, die man über das Futter streuen kann, jedoch kann man auch beliebtes Trockenfutter zermörsern und über das Fleisch geben. Im Internet finden sich auch interessante Seiten mit Rezepten für leckere Saucen oder Gelees, die den Appetit Ihrer Katze auf das ungewohnte Futter wecken könnten.

Ist die Umstellung erstmal geschafft, kann man mit der Rohfleischfütterung vielen Krankheiten, z.B. Harngrieß, vorbeugen oder diese behandeln. Endlich wissen wir, was genau unser vierbeiniger Mitbewohner zu sich nimmt, ohne dass wir uns durch undurchsichtige Inhaltsangaben quälen müssen. Ein gesundes Tier und ein gutes Gewissen sind die Mühe wert.



Für die Korrektheit und Aktualität der Angaben übernehme ich keine Garantie